Ein Grundkurs zum Plastikmodellbau am Beispiel einer Figur / von Stefan Oppel

TEIL 3

Bemalen und Grundieren

Vorweg eine Überlegung : wie fasse ich ein gerade bemaltes Teil an?

Sucht euch eine Stelle die nach dem Zusammenbau nicht sichtbar ist und befestigt dort einen Zahnstocher oder Schaschlik Spieß. Wie ...ganz einfach kleines Loch bohren und Stengel hinein kleben. Nun könnt ihr das Teil problemlos anfassen und zum Trocknen z.B. auf einen Styroporblock spießen.

Zum endgültigen Zusammenbau wird der Stengeln einfach abgeschnitten, herausgedreht oder abgebrochen.

Homer

Wie ich schon einmal ausführte hat das Grundieren eines Bausatzes einige wesentliche Vorteile.

Spachtelstellen z.B. werden farblich und materialmäßig mit dem Grundmaterial gleichgestellt und die anschließende Lackierung erfolgt mit einigen Risiken weniger.

Durch das Grundieren sieht man wesentlich mehr Fehler am Material und kann diese noch korrigieren. Zwar hat dies ein nochmaliges Grundieren zur Folge und beschert somit einiges an mehr Arbeit, ist jedoch ein grundlegender Schritt zum perfektionieren des Modells.

Homer

Es muß nicht unbedingt eine teure Spezial Grundierung sein. Dies ist eigentlich nur angeraten wenn es Schwierigkeiten in der Oberflächenspannung der Materialien gibt. Das könnte beim z.B. Lackieren dazu führen das eine Farbe auf den gespachtelten Flächen abperlt.

Meist reicht eine Farbliche Grundierung. Werden z.B. helle Farben verwandt, ist ein Grundierung in Weis angeraten. Das läßt die Farben gleichmäßig leuchten.

Gesichter z.B. sind so ein Fall. Es gibt Bemaltechniken die darauf basieren das Schattenbereiche bereits in der Grundierung abgedunkelt werden.

Grundierungen werden wenn möglich mittels der Spritztechnik aufgebracht. Das hat gleichmäßigen Auftrag zufolge. Sollte man keine Airbrush zur Hand haben tut es in den meisten Fällen auch eine handelsübliche Spraydose. Diese wird sogar von den meisten Profis bevorzugt weil das Aufbringen der Grundierung mit der Airbrush eine heikle Sache ist. Die Düse der Airbrush neigt sehr schnell zum verstopfen, da echte Grundierungen zumeist aus einer Art verdünnten Spachtelmasse bestehen. Das hat immer umfangreiche Reinigungsrituale zur Folge.


Kommen wir zum lackieren.

Logisch dürfe sein das man sich vor Beginn des Lackieren Gedanken über die Farbzusammenstellung macht.

Auch sollte man sich Gedanken darüber machen wie das Finish des Modells aussehen soll und wie dieses Aufgebracht wird.

So ist es unsinnig Farben zu verwenden die bei einem Washing mit Ölfarben dann am Terpentin getränkten Lappen hängen bleiben.

Wird keine Airbrush benutz wird wahrscheinlich der Farbauftrag mit einem Pinsel erfolgen.

Warum Maler ein Ausbildungsberuf, ist wird so manchem klar wenn er mal versucht, die Feinheiten im Kunstvollen Umgang mit dem Pinsel zu ergründen.

Es gibt viele Möglichkeiten mit dem haarigen Teil umzugehen. Streichen, tupfen, wischen, stoßen, usw. ...

Grundsätzlich gilt :

Weniger Farbe nehmen ist oft besser, als etwas mit Farbe zu ertränken.

Je besser der Pinsel von der Qualität her ist und der Umgang damit durchdacht ist, desto besser ist das Ergebnis.

Ein guter Pinsel verliert keine Haare und hat einen gleichmäßigen Saum.

Zum Flächigen Streichen nimmt man am besten einen Flachpinsel. Die Farbe sollte so dünn sein das sie vom Pinsel gut aufgenommen wird und sich flächig auftragen läßt ohne das sie wegläuft oder Farbwälle an den Rändern zurück bleiben.

Mit etwas Übung kann man so auch große Flächen zügig mit einer gleichbleibenden Farbschicht bedecken.

Runde Pinsel eigenen sich mehr für Detail Arbeiten oder Tupftechniken. Bei den Detailarbeiten ist noch zu unterscheiden ob Linien gezogen werden sollen oder kleine Details getupft werden.

Linien „ziehen“ ist schon ein schöner Hinweis auf das, worauf man bei dem Pinsel dafür, achten sollte.

Hier sind lange Pinselhaare notwendig damit man lange gleichmäßige Striche erzielt. Diese Pinsel erkennt man leicht an den fast doppelt so langen Haaren .... im Vergleich zu normalen Pinseln.

Farbe „tupfen“ kann man gut mit den „normalen“ Pinseln, mit normal langen Haaren und normalen haarsträubenden Preisen wenn man auf Qualität achtet. ( Spötter sagen auf die Farbe wird vorsichtig aufgekleckst )

Farbe „stoßen“ ist schon wieder ein Fachgebiet für sich. Dort wird z.B. die Farbe soweit vor dem Auftragen abgewischt das man dort schon vom „Trockenmalen“ spricht, oder die Farben werden mit wenig Auftrag aufgestoßen um ein bestimmtes Muster im Farbverlauf zu erreichen.

So ... das ist der Moment wo einige sagen halt das kenne ich ganz anders. Ja ...das mag sein. Ich versuche ja auch nur einen schemenhaften Eindruck über die Virtuosität der Benutzung des Gerätes Pinsel zu wieder zu geben.

Laßt euch nicht entmutigen wenn mal was nicht klappt. Weiter versuchen und irgendwann habt ihr eure eigene Technik kreiert, die euch dahin bringt, wo ihr hinwollt.

Hier noch ein paar Tips zu Umgang mit Pinsel und Farbe.

Zuerst die helleren Farben streichen dann die Dunkleren. Helle Farben können lange nicht so gut decken wie dunkle.

Wenn auf einer relativ geraden Fläche zwei Farben aufgebracht werden sollen ist es von Vorteil wenn zuerst die Grenze markiert wird bis wo hin die in der Regel dunklere Farbe die hellere überdecken soll. Bewährt hat sich die Methode, zuerst mit einem feinem Pinsel oder einer Ziehfeder die Grenzen abzustecken. Dann ist es leichter mit dem flächigen Pinsel bis dran zu streichen.

Pinsel nie einfach ins Wasserglas stellen. Das sollte eigentlich noch jeder aus der Schule wissen wie leicht man damit jeden Farbkasten Pinsel ruinieren kann. Ins Wasser legen ist eine Möglichkeit oder noch besser man besorgt sich einen Pinselhalter der die Pinsel zwar ins Wasser tauschen läßt, sie selbst aber in der Schwebe hält.

Da gibt es die verschiedensten Konstruktionen und einige kann man auch selber bauen ...schaut euch mal in den Geschäften für Künstlerbedarf um.

Verwendet zum Reinigen am besten die der Farbe entsprechenden Verdünnung .... oder meist wird auch ein speziel abgestimmter Pinsel/Airbrushreiniger angeboten.


Bevor ich nun über die Arbeiten mit dem „Luftpinsel“ etwas bringe , laßt euch sagen, das ich einige Modellbauprofis kenne, die ihr Geld lieber in gute Pinsel investieren und nicht eine Airbrush zu Hause haben.

Und nun etwas Technik ..... die Airbrush

Airbrush so der Allgemeine Name ist übersetz nix anderes wie „Luftpinsel“. Hier wird also die Farbe mittels dem Medium Luft übertragen. Dabei unterscheidet man grob zwischen Airbrush mit Außen- und Innen-mischungs Funktion.

Bei der ersten erfolgt die Ausmischung von Luft und Farbe mit einer Jet-Luft - Düse praktisch an spitze der Airbrush. Es wird nur die Luftzufuhr mit dem Hebel gesteuert. Platt gesagt wird die Farbe vom Luftstrom angesaugt und dann vom Luftstrom zerstäubt. Dabei können alle Farbmedien von feiner und mittlerer Konsistenz groß bis mittel flächig versprüht werden.

Bei einer mit Innenmischung hat man eine Doppelte Hebelfunktion der Airbrush. Hier wird durch den Hebel die Luftzufuhr und die Farbmenge reguliert und in einer Kammer hinter der Airbrushdüse vermischt. Dadurch kann man gefühlvoller und feiner arbeiten.

Da es eine Unzahl an Publikationen zu diesem Thema gibt und ich hier nicht zum x-ten male alles neu aufrollen möchte, werde ich mich hier auf einige Tips aus meiner Erfahrung beschränken.

Es gibt billige und teure Airbrush zu kaufen. Für den Anfang empfehle ich eine einfache Einhebel Airbrush. Auch wenn man mehr abkleben muß, kann man so meist preiswert das Medium kennen lernen.

Schaut euch doch mal auf dem nächsten Flohmarkt um oder bei einem der vielen Auktionshäuser im Internet.

Die Luftversorgung ist eine Sache für sich. Ein guter Kompressor sorgt für einen gleichmäßigen unterbrechungsfreien Luftstrom. Eine nette preiswerte Methode zum ausprobieren ist die Sache mit dem Autoreifen. Es gibt Adapter mittels derer man die Airbrush direkt an das Ventil eines gefüllten Autoreifen anschließen kann. Einmal an der Tankstelle gefüllt kann so der Reifen, der gerade sowieso in der Garage rumliegt, Luft für etwa 10-15 Min liefern. Ich selbst hatte mir damals eine Doppelkammerpumpe daneben gelegt und hatte so gleichzeitig ein kleines Jogging Programm beim wieder befüllen des Reifens.

Wer genug Geld hat kann auch die überall angebotene Preßluft in Dosen kaufen.....

Jeder der erstmals mit der Airbrush konfrontiert wird, sollte sich etwas Zeit nehmen und einiges einfach durch ausprobieren erlernen. Erst dadurch entwickelt sich das richtige Gefühl für dieses Werkzeug.

Wichtig beim arbeiten mit der Airbrush ist auch die Frage der Lüftung. Die Farbe wird ja zerstäubt und fliegt somit in der Luft herum. Da naturgemäß etwa ein drittel der Farbe „daneben“ geht, sollte man sich also um sein Umfeld sorgen. Ideal ist wenn man sich seine eigen Lackierstube schafft. Keine Sorge ihr müßt dafür nicht bauen ...nur etwas basteln.

Man nehme einen „großen“ Karton den man im hinteren drittel so trichterförmig zusammenfaltet das eine Öffnung verbleibt in die man einen alten Ventilator stellen kann. Der Ventilator soll nun die Luft von vorne, der Arbeitsfläche, ansaugen und die Luft nach hinten raus befördern. Diese Konstruktion stellt ihr am besten an ein offenes Fenster oder auf den Balkon so das die Farbbelastete Luft nirgends mehr gefährlich werden kann. Am besten fragt man einen der Zigarettenjünger ob der das mal mit dem Rauch der Glimmstengel testen kann.

Da die Farbe ja großflächig versprüht wird kommt man nicht umhin, das eine oder andere Teil, das in einer anderen Farbe gebrusht werden soll, abzukleben. Als ideal habe sich dazu spezielle nur haftende Klebebänder erwiesen ( z.B. von der Firma Tamyia ).

Es geht aber auch mit diversen Hilfsmittel wie Klopapier, Frischhaltefolie, den gelben Post It Blättern, oder Kreppklebeband.

Wichtig ist auf jeden fall das die Farbkante sauber und festsitzend abgeklebt wird, da sonst die Farbe leicht darunter gesprüht wird oder von selbst darunter läuft. Auch hier gilt das lernen durch ausprobieren...das muß ja nicht direkt am Modell erfolgen. Nehmt doch einen leeren Jogurtbecher als Opfer....( nein ich schreib jetzt nicht was von einem hohlen Bohlenbecher ...) ....also zum üben.

Auch bei der Airbrush gilt das heilige Wort vom „weniger ist oft mehr“.

Geht lieber mehrmals dünn mit der Farbe über das Objekt, das ist besser als es mit zu viel zu ersäufen und Farbnasen zu produzieren.

Na da ist aber wieder einiges zusammengekommen....

Machen wir hier mal Schluß.

Das nächste mal geht’s es um das fixieren und die Arbeit mit Decals.


Hier gehts bald weiter.