Ein Grundkurs zum Plastikmodellbau am Beispiel einer Figur / von Stefan Oppel
TEIL 2
Nach dem wir alles versäubert haben, d.h. überflüssiges abgetrennt und unsauber gegossene Stellen bereinigt haben, kommen wir zum „trockenen Anpassen“.
Das geht ganz leicht wenn man 4 Hände, 25 Finger und etwas Klebeband hat ;-))
Spaß beiseite, ...die Teile werden nach Bauplan ohne Kleber zusammengefügt und die Verbindungsstellen begutachtet.
Häufig sind die Passerstifte auf den Innenseiten der Klebstellen um wenige Millimeter versetzt angeordnet.
Das führt dazu das ein Teil das zwar recht gut zueinander paßt. trotzdem aber die Nähte etwas auseinander driften.
Bei einem klein wenig Versatz kann man einfach die Löcher der Passerstifte etwas erweitern. Ist es deutlich mehr kann man die Passerstifte ganz entfernen und das Teil evtl. stumpf auf einander kleben.
Ist das Teil größer sollte man eigene Passerstifte einkleben. Das geht recht einfach indem man kleine Plastikstreifen von innen her an ein Bauteil anklebt, die dann die Teile in Position halten. Mit etwas Hirnschmalz geht das ganz einfach ;-))
( Werkzeugtip: Plastikmaterial in dünnen Stärken umgibt uns überall. Jogurtbecher, alte Scheckkarten und ähnliches lassen sich hervorragend für solche Arbeiten verwenden.)
Es gibt genug Leute die machen sich überhaupt keine Gedanken warum und wie etwas klebt. Das ist mir etwas unverständlich, da man sich doch später auf diese Verbindungen verlassen will. So was führt zu den tollen Modellen wo dick der gelbe Pattexrest überall rausquillt oder die Teile irgendwann einfach auseinanderfallen da Ponal und UHU klasse ist, aber im Plastikmodellbau nur zum losen anheften verwandt wird.
Das guter Plastikkleber die Oberfläche anlöst und die Verbindungsstellen dann geradezu verschweißt, setzte ich hier mal als Grundwissen voraus.
Das heißt aber auch das der Kleber ein Modell echt beschädigen kann wenn man damit nicht aufpaßt. Also denkt bitte immer daran sauber zu arbeiten. ..... in dem Punkt bewundere ich die Japaner mit ihrem Handschuhtick .
( Werkzeugtip: Viele Firmen bieten solche Kleber an, allen gemeinsam ist das sie das Plastikmaterial mehr oder weniger anlösen. Ich selbst bevorzuge flüssigen Kleber mit Kanüle als Kleberspitze. )
Bei normal großen Klebstellen kann man den Kleber gut auf die Nahtstelle aufbringen. Es hat sich bei mir bewährt das ich den Kleber beidseitig auftrage, ihn aber vor dem zusammenfügen der Klebstellen mit einem Wattestäbchen durch darüberrollen zu größten Teil wieder abnehme. Die Zeit reicht dem Kleber um die Oberfläche anzulösen und dann beim Zusammenfügen zu verschweißen, ohne das viel überflüssiges Material an den Seite herausquillt. Das ganze läuft selbstverständlich auf Zeit da der Kleber recht schnell verdunstet.
Das ist also eine Übungssache!
Eine weitere Möglichkeit ist das aufbringen des Kleber mit einem Applikator, ...kurz gesagt mit einem Zahnstocher. Gebt den Kleber z.B. in einen gebrauchten Kronenkorken, der keine Dichtmasse mehr innen hat und nehmt von da mit dem Zahnstocher den Kleber Portionsweise.
Das verhindert das der Kleber, der recht agil ist, unkontrolliert euer Modell schädigt wenn ihr mal zuviel des Guten aus der Flasche drückt.
Diese Vorgehensweise ist eigentlich ideal für fast jede Art von Kleber!
( Werkzeugtip: Je nach Klebersorte kann man auch gut Medikamentenverpackungen als Portionierer verwenden.
Ideal ist jedoch eine alte Untertasse die leicht schräg gestellt und nur dafür verwendet, unentbehrlich wird )
Es gibt Momente wo das herausquellen von Kleber und Materialgemisch gewünscht ist. Nähte die sonst später aufwendig gespachtelt werden müssen lassen sich je nach Größe oft schon auf diese Weise verschließen.
Wenn die Bauteile nun verklebt sind brauchen sie natürlich eine gewisse Zeit bis der Kleber „trocken“ ist.
Sichert die Bauteile in der Zeit damit die Teile auch so kleben wie sie sollen, indem ihr sie mit Klebeband oder Wäscheklammern fixiert.
Last nun die Teile ruhen ......über Nacht z.B.! Ihr ärgert euch grün wenn ihr teile weiterverarbeitet die augenscheinlich trocken sind und sich diese Annahme dann im ungünstigsten Zeitpunkt als nicht richtig herausstellt.
Nach dem Kleben folgt meist der erste Spachtelgang.
Damit verschließen wir Nähte die wegen Passfehlern nicht geschlossen sind und beheben kleine Schäden die durch den Gießvorgang oder sonst wie entstanden sind.
So kommt es recht häufig vor das an den Stellen, wo sich auf den Innenseiten der Teile Passerstifte befinden, an der Oberfläche eine kleine Kuhle bildet.
Auch ungenaue Bauteile werden mittels der Spachtelmasse angeglichen.
Die Spachtelmasse wird ähnlich verarbeitet wie der Kleber. Vorsichtig, Portionsweise und mit Bedacht !
( Werkzeugtip: Die Spachtelmasse sollte auf das zu verarbeitende Material abgestimmt sein. PKW Spachtel z.B. läßt sich nur bedingt verwenden. Ideal für Plastik ist z.B. die Spachtelmasse von Revell die sich mit dem Flüssigkleber aus dem selben Programm sogar verdünnen läßt )
Denkt beim Spachtel daran das die Masse beim Trocknen meistens etwas schrumpft.
Wichtig : Tragt die Masse nicht zu dick auf, es könnte sonst sein das die Lösungsmittel der Spachtelmasse das Modell anfangen aufzulösen.
Auch hier gilt : Zeit lassen zum trocknen.!
Dann kann man auch leicht nochmals etwas auftragen ohne das was schiefgeht.
Wenn die Masse durch getrocknet ist geht, es an das schleifen.
Geht behutsam zu Werke und laßt euch Zeit dabei.
Beim Vacumodellbau, eine Abart des Plastikmodellbaues, kann man das Spachteln und Schleifen sogar zu einem Meditativen Vorgang werden lassen.
Nehmt das grobe Schleifpapier nur zum freilegen der rohen Formen die Ihr erreichen wollt. Damit das grobe Schleifmittel keine Schäden anrichtet wird dann mit immer feinerem gearbeitet.
( Werkzeugtip: Die Universale Nagelfeile hatte ich ja schon erwähnt. Es empfiehlt sich an dieser Stelle jedoch auch normales Schleifpapier in der Körnung 600 ( grob ) bis 1600 ( sehr fein ) zu verwenden. Das gibt es in jedem Baumarkt Bogenweise zu kaufen. Wenn sich das Schleifmittel mit Staub zugesetzt hat kann man es oft durch leichtes reiben über einen groben Stoffetzen säubern )
Nach dem Schleifen ist es ideal alle Bauteile die nun vorbereitet sind zu reinigen.
Die Fettfinger, der Schleifstaub und die vergossenen Schweißperlen ;-)) entfernt man leicht bei einem vorsichtigen Bad in einer wohltemperierten milden Spülmittellösung. Wer die Teile nicht ertränken will nimmt am besten einen Microfaserlappen und wischt einfach alles gründlich ab.
Danach sollte alles gut trocknen.
Bis zum nächsten Arbeitsschritt kann schon überlegt werden, welche Farben verwendet werden sollen.